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Die Überraschung in Istanbul

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Die Kiremit Caddesi

Vollkommen erschöpft schlafen wir uns erstmal aus und gehen am nächsten Morgen auf Entdeckungstour. Wir sind in einem der alten Istanbuler Holzhäuser in der Kiremit Caddesi  untergekommen; die Straße bildet die Grenze zwischen Balat, dem ehemals jüdischen Viertel, und Fener, dem alten griechischen Viertel. Heute werden die beiden Viertel durch Türken aus Anatolien, Roma und syrischen Flüchtlingen bevölkert. Viele Häuser sind ziemlich verfallen, teilweise einsturzgefährdet. Die Viertel sind jedoch voller Leben und verkörpern für viele das alte authentische Istanbul. Kinder spielen Fußball vor unserer Haustür, Wäscheleinen säumen die Straße, fliegende Händler bieten ihre Waren zum Kauf: um 10 Uhr jeden Morgen schiebt immer der gleiche Händler unter lauten Rufen eine Art Vitrinenwagen mit herzhaften gefüllten Brötchen durch die Straße, danach kommt der Fischhändler mit seinem Holzwagen, danach ein Händler mit Zwiebeln und Kartoffeln.

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Wir treffen uns mit unserer Vermieterin Işıl zu einem zweiten Frühstück. Sie zeigt uns die Gegend, es sind nur ein paar Schritte bis zur Vodina Caddesi mit vielen kleinen Lebensmittelläden, Imbissen und Cafés. Und bis zum Goldenen Horn. Bei einem türkischen Kaffee erzählt sie uns viel über das Leben in Istanbul. Wie sich das Leben der Menschen in der riesigen Stadt oft innerhalb des eigenen Viertels abspielt. Sie hat Fener und Balat erst vor zwei Jahren entdeckt, eines der alten Häuser gekauft, umfassend renoviert und lebt jetzt von den Mieteinnahmen. Mich interessiert insbesondere die Entwicklung und Zerissenheit zwischen Moderne und (religiöser) Tradition der Türkei. Überall in der Türkei, an Häuserwänden, in Geschäften und Restaurants, haben wir das Konterfei Atatürks gesehen, der als Gründungsvater der Türkei als säkulärem Staat verehrt wird. Der Nationalfeiertag steht vor der Tür, an dem die Ausrufung der Republik durch Atatürk in 1923 gefeiert wird, ein wichtiger Tag für Işıl. Für das Wochenende danach sind Neuwahlen angesetzt, das erste Ergebnis hatte der aktuellen Regierung, die für den Rückschritt der Türkei steht, nicht gefallen. Eine interessante Woche liegt vor uns. Die Türkei macht schwere Zeiten durch, als Işıl das Attentat in Ankara Mitte Oktober erwähnt, stehen ihr Tränen in den Augen.

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Mit viel Engagement schreibt uns Işıl einen 6-seitigen Plan für unsere Zeit in Istanbul und gibt uns viele nützliche Tipps. Wir bestellen eine weitere Runde Kaffee. Der junge Inhaber ist mit viel Hingabe und Leidenschaft am Werk und erklärt uns die einzelnen Schritte der türkischen Kaffeezubereitung genau. Er benutzt wunderschöne, massive Cezve aus Kupfer, die in Istanbul von Hand gefertigt werden. Wir sind begeistert. Mit einem Anruf bringt er in Erfahrung, wo wir einen solchen Cezve kaufen können: Bei einem älteren Herrn namens Adnan Bey, am Gewürzmarkt erste links.
Also auf zum berühmten Gewürzmarkt in Eminönü. Als wir uns ins enge Gewusel stürzen, wird uns schnell klar, dass es einige Zeit dauern wird, bis wir „am Gewürzmarkt erste links“ finden werden. Laden an Laden, viele Gassen, die sich auch noch weit über die Halle des eigentlichen Gewürzmarktes erstrecken. Wir beginnen uns bei den „Kundenanwerbern“, die jeder Marktstand hat durchzufragen. „Adnan Bey? Ja sicher, da unten, Stand Nummer 59“. Eine halbe Stunde suchen wir vergebens nach Stand Nummer 59. Wir fragen nochmal. Und nochmal. Und schließlich finden wir ihn, den kleinen Marktstand von Adnan Bey. In einer kleinen Vitrine finden wir dann auch nach einigem Hin- und Her die richtigen Cezve. Wir verhandeln einen guten Preis und nehmen zwei Cezve mit nach Hause.
Der Tag neigt sich schon dem Ende zu und wir haben einen Bärenhunger. Wir nehmen den Bus zurück nach Balat und machen an einem Köfteimbiss halt. Als wir beide Nachschlag bestellen, macht der Koch große Augen und formt mit seinen Händen lachend einen dicken Bauch.

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Wir machen viele Stadtspaziergänge in unseren Tagen in Istanbul. Geht man von unserer Wohnung aus ein paar Straßen den Berg rauf, landet man schnell in einer sehr traditionellen Gegend. Die meisten Frauen sind komplett schwarz verschleiert, auch die Männer tragen traditionelle Gewänder. Als wir einen muslimischen Zubehörladen betreten und die Gebetsbänder ansehen, lacht der Ladenbesitzer fröhlich und schenkt uns Bonbons. Weiter geht’s. Kinder spielen in den Straßen, überall wuseln Katzen, Wahlplakate, buntes Treiben.

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Wir kosten die wunderbare türkische Backkultur vollends aus. Wir probieren uns durch sämtliche Baklava bei den Bäckern unserer Nachbarschaft (unten auf dem Bild der Gewinner). Ganz groß sind auch süße Tahinschnecken. Türkisches Brot gibts überall und jeden Tag frisch für 1 Lira. Und morgens gibt es beim Bäcker um die Ecke frischen, warmen Börek mit Schafskäse oder Hackfleich, der vor Ort in kleine verzehrfertige Stücke geteilt wird. Die Dame des Hauses spricht als einzige im Umkreis fließend Englisch und wird jedes Mal geholt, wenn ich den Laden betrete.

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Wir spazieren am Goldenen Horn entlang Richtung Eminönü. Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn die Muezzine der Stadt zum Gebet rufen und die Gesänge von allen Seiten schallen. Auf der Galatabrücke stehen die Angler jeden Tag dichtgedrängt. Am Bosporus fahren die Boote kreuz und quer. Wir nehmen die Fähre nach Kadiköy auf der asiatischen Seite und verbringen einen netten Nachmittag in dem einzigen Laden für Reiseradlerzubehör in der Türkei. Der Laden wird von einem Reiseradlerpärchen betrieben und ist ein beliebter Treffpunkt. Ein Radler, der schon über 70 ist, bringt Kuchen vorbei, den wir gemeinsam bei Tee verspeisen. Wir erstehen noch zwei Servicesets für unsere Rohloffnaben und fahren schließlich in der blauen Stunde mit der Fähre zurück nach Hause.

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Auf der Galatabrücke
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Am Bosporus
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Die blaue Stunde

Wir genießen unsere Zeit in Istanbul sehr. Und es wird noch besser, als eines Abends plötzlich das Telefon klingelt. Meine Eltern sind in der Stadt! Nach dem ersten „haha, guter Witz“ nehmen wir ein Taxi und fahren ins Hotel Divan. Die Überraschung ist gelungen und die Freude groß! Wir verbringen den Abend in der Hotelbar und haben uns viel zu erzählen.
Die Hotelwahl meiner Eltern ist kein Zufall, unsere großzügigen Freunde Fabi und Yuriy hatten uns zum Abschied eine Übernachtung in dem feinen Traditionshotel geschenkt.

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Die Überraschung!

Es dauert noch ein paar Tage bis wir ins Divan umziehen und so zeigen wir meinen Eltern am nächsten Morgen erstmal unser Viertel. Nach einem ausgiebigen türkischen Frühstück schlendern wir nach Eminönü, besuchen den Gewürzmarkt und machen eine Bosporusbootstour. Es ist sehr windig und so ziehen wir alles an, was wir dabei haben und trinken einen türkischen Tee nach dem anderen.

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Jede Kopfbedeckung ist willkommen

In den folgenden Tagen machen wir viele Stadtspaziergänge und endecken die Stadt aufs Neue. Wir besuchen die Wahrzeichen der Altstadt Fatih, erfreuen uns an der türkischen Küche, fahren nochmal auf die asiatische Seite. Die Bilder sprechen für sich:

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Im Hintergrund der Galataturm

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Der Gewürzmarkt, Papa ist größer
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Auf dem Weg nach Asien

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Die Hagia Sophia

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Was ein Ausblick!

Die Tage verfehen wie im Flug. Zum Schluss entspannen wir noch im Spa-Bereich des Divan (brav Männer und Frauen getrennt) und dann ist schon die Zeit gekommen, die Taschen zu packen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück nehmen wir schweren Herzens Abschied. Istanbul werden wir nicht so schnell vergessen.

Mama und Papa: Vielen Dank nochmal, dass ihr da wart! Es war toll!
Fabi und Yuriy: Wir haben das Divan sehr genossen!

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Abschiedsbild

Vom Flughafen trennt uns noch eine verrückte Fahrradfahrt durch den wuseligen Verkehr Istanbuls, doch dann ist es geschafft.

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Auf nach Neuseeland!

Griechischer Wein

Nachdem wir die erste Nacht in Thessaloniki in der erstbesten Absteige am Bahnhof verbracht haben, ziehen wir am nächsten Tag in eine Airbnb-Bleibe im Herzen der Stadt um. Wir genießen das griechische Essen und das warme Wetter, beobachten das bunte Treiben auf der Straße von unserem Balkon aus, der sich komplett über die Außenwände der Wohnung zieht. Ob Fußballspiel oder Demonstration, es ist immer was los!

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Leider hat sich Christoph bei Caro angesteckt und verbringt die ersten beiden Tage in Thessaloniki im Bett. Auf dem Weg der Besserung stärken wir uns in einem kleinen Fischrestaurant um die Ecke und steigen von Rakia auf Ouzo um.

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Wir erkunden die Altstadt Thessalonikis, die am Berg erbaut wunderschöne Ausblicke aufs Meer bereit hält. Die Straßen und Lokale sind voller Leben, die Griechen lieben das Leben! Am letzten Abend beobachten wir den Sonnenuntergang vorm weißen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt.

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Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt und radeln in Richtung Chalkidiki, eine Halbinsel südöstlich von Thessaloniki. Wir passieren eher heruntergekommene Häuser, Teerstraßen werden plötzlich zu Lehmpisten, aber auch schwer bewachte Villen gehören zum Bild. Kurz bevor wir an der Küste ankommen, erleben wir bei einer Dorfdurchfahrt den bisher vehementesten Hundeangriff. Über einen Kilometer verfolgt uns ein Wachhunderudel. Wir übernachten auf einem Campingplatz direkt am Strand, der nun im Herbst ziemlich verlassen ist. Zu unserer großen Überraschung treffen wir beim Abendessen in der zugehörigen Taverne auf eine Gruppe von ca. 20 Urlaubern aus Sachsen.
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Wir setzen unseren Weg am nächsten Morgen entlang der Küste fort. Die Straße wird zunehmend schlechter, wir kämpfen uns schließlich schiebend vorwärts, mehr rutschend als gehend. Als wir endlich besseren Untergrund erreichen, sind nicht nur wir, sondern auch unsere Räder voller Lehm und Sand. Bevor wir weiterfahren können, ist eine ausgiebige Fahrradwäsche nötig. 1 Stunde lang schieben wir unsere Räder bis in den nächsten kleinen Ort mit Laden und veranstalten mitten auf dem Dorfplatz eine 2-stündige Reinigungsaktion.

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Im Laufe des Tages wird die Infrastruktur zunehmend besser, wir decken uns in Nea Moudania noch mit Vorräten ein, bevor wir unser Nachtlager wieder unmittelbar am Strand aufschlagen. Wir sind die einzigen Besucher, die Urlaubssaison ist zu Ende und die Olivenernte im vollen Gange.

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Chalkidiki hat 3 Landzungen, die wie Finger ins Meer ragen. Am nächsten Morgen überqueren wir den ersten Finger und folgen der Küste nach Osten. Die Landschaft wird zunehmend hügelig, recht erschöpft erreichen wir am Nachmittag Nikiti. Nach einer ausgiebigen Rast in einem Fischrestaurant überqueren wir den zweiten Finger der Halbinsel. Es geht durch duftende Akazienwälder. Zurück an der Küste bleiben wir für zwei Nächte der kleinen Pension von Helena und Stavros, die uns liebevoll mit griechischem Bier und Salat und Kuchen empfangen. Die Oliven sind aus dem eigenen Hain, frisch eingelegt. Auch ansonsten versorgen uns die beiden mit frischen Produkten aus dem eigenen und den Gärten von Stavros vielzähligen Cousins. Wassermelonen, Granatäpfel, Trauben. Lecker! Helenas Englischkenntnisse beschränken sich zwar auf ein gesungenes „good“ oder „more good“ in der Steigerungsform, es klappt aber irgendwie trotzdem wieder mit der Kommunikation.
Die Küstenlandschaft hier ist wunderschön, aber sehr dünn besiedelt. Am anderen Ende der Bucht steht eine Geistersiedlung – eine Folge der Krise?
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Wir machen uns wieder auf in Richtung Festland und radeln 2 Tage hauptsächlich durch schöne und bergige Waldgebiete. Bei einem Mittagsstopp in Olimpiada lädt uns der Besitzer des „Hotel Germany“ Dimitris, den wir auf der Straße treffen, spontan zu griechischem Salat und Kaffee in sein Restaurant ein. Sehr nett!

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Auf dem Festland folgen wir der Küste in Richtung Alexandroupoli. In Kavala sehen wir das erste Schild: Istanbul noch 460km! In Tochotes steigen wir nochmal in den Zug, um die restlichen eher uninterssanten Kilometer bis Alexandroupoli zu überbrücken. Die 1-2 Fahrtage, die wir dadurch sparen wollen wir lieber in Istanbul verbringen.

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Wir bleiben 2 Tage in Alexandoupoli, machen Besorgungen, schicken Pakete an unsere Familien und unsere netten Gastgeber, Iva und seine Frau, in Rumänien und essen ganz viel Gyros. Schmeckt besonders gut mit Retsina, dem mit Harz versetzten griechischen Weißwein.

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Dann starten wir Richtung türkische Grenze, die wir in einer Tagesetappe überqueren wollen. Daraus wird aber leider nichts. Heftiger Gegenwind bläst uns entgegen. Immer wieder werden wir von der Straße geweht. Nach 30km geben wir auf und stranden in Feres. In der sehr ranzigen Pension des Ortes sind wir die einzigen Gäste. In unserem Zimmer stinkt es bestialisch und so ziehen wir bis spätabends um die Häuser. Wir sind ziemlich überrascht, als wir in dem abgelegenen Ort eine Griechin treffen, die die Hälfte des Jahres in Süddeutschland wohnt und Schwäbisch spricht.
Am nächsten Morgen ist es dann so weit, wir starten in Richtung Grenze. Ipsala ist der südlichste Grenzübergang und nur über die Autobahn zu erreichen, die aber zum Glück so ausgestorben ist, dass sich keiner an den beiden Reiseradlern auf dem Standstreifen stört.

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Rumänische Gastfreundschaft und das Eiserne Tor

Iva, der Großvater unseres Vermieters Alexandru in Timisoara, lebt eigentlich in einem kleinen rumänisch-serbischen Dorf an der Einfahrt zum Eisernen Tor. Er spricht weder Deutsch noch Englisch und wir kein Wort Serbisch oder Rumänisch, aber mit Händen und Füßen und mithilfe einer Karte wird recht schnell klar, dass uns unsere Route durch sein Heimatdorf Divici führen wird. Er lädt uns herzlich ein, ihn zu besuchen und diktiert uns mehrfach die beste Route dorthin in die Feder. Wir bekommen seine Gastfreundschaft bereits in Timisoara zu spüren, immer wieder versorgt er uns mit selbst gebranntem Pflaumenschnaps (serbisch: Rakia), den er, wie er uns verständlich macht, 2x destilliert und 5 Jahre hat reifen lassen.

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Wir machen uns schließlich auf den Weg nach Divici, der uns auch ein Stück durch Nordost-Serbien führt. Wir verlassen zum ersten Mal auf unserer Reise die EU. Wir verbringen die Nacht auf einem serbischen Acker und verlassen das Land bereits am nächsten Tag wieder und fahren auf rumänischer Seite an die Donau.

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Wir fahren durch eine Reihe kleinerer Dörfer. Die Hundeproblematik spitzt sich an diesem Tag dramatisch zu. Jede Ortsdurchfahrt wird zum Spießroutenlauf. Von allen Seiten kommen Wachhunde laut bellend angerannt und verfolgen uns oft im Rudel. Wir können wunderbar unsere neue Technik der Situationsbewältigung proben: langsamer werden, ggfs. absteigen und langsam schiebend das Revier verlassen. Leider kommen wir so recht langsam vorwärts. Wir sind erleichtert als wir Divici schließlich erreichen und Ivas Haus ausfindig gemacht haben.

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Gruppenbild unter Wein
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Iva ist ein Tausendsasser, von ihm stammen die Wandmalereien
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Unser liebevoll bereitetes Bett

Iva wohnt mit seiner Frau in einem „Fassadendorf“. Das Dorf besteht aus einer Straße, die links und rechts von aneinandergereihten Häuserfronten gesäumt wird. Wir sind sehr überrascht, was sich alles dahinter verbirgt: ein langgezogenes Haus mit zwei Innenhöfen, ein Garten, Hühnerstall, Maislager und ein ziemlich großes Feld. Wir erleben beeindruckende Gastfreundschaft. Ivas Frau bekocht uns fürstlich mit allem, was Land und die Donau hergeben. Iva ist Donaufischer und so gibt es große Platten frischen Fisch, Huhn aus eigener Zucht, Eier, Gemüse aus dem Garten und immer wieder Schnaps. Weil wir die Gäste sind, bekommen wir zum Nachtisch stets noch einen Kaffee türkischer Art serviert. Alles wird von Ivas Frau auf einem alten Herd in einer kleinen Küche mit niedrigen Decken und ohne Wasseranschluss zubereitet. Der Abwasch wird unter freiem Himmel in Schüsseln erledigt. Wir sind tief beeindruckt von der einfachen und glücklichen Lebensweise und bewegt von der Gastfreundschaft, die uns zuteil wird.

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Weinpresse aus dem osmanischen Reich

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Wir sind zu Zeit der Weinernte in Divici. Der Weingarten der Familie befindet sich etwas außerhalb des Dorfes am Ufer der Donau. Die Weinreben werden in einer über 100-Jahre alten Weinmühle, die noch aus dem osmanischen Reich stammt, zu Maische verarbeitet. Iva zeigt uns stolz seine alten Weinfässer. Den Wein verkauft er, wie auch seinen Schnaps an Stammkunden und einige Restaurants in Timisoara. Er präsentiert uns auch seine Distille, die ihm ein Roma vor Jahren vor Ort geschmiedet hat.

Am Abend gehen wir zusammen mit Alexandru und seinem Cousin in die Dorfkneipe. Caro ist die einzige Frau unter den Männern des Dorfes und wird als einzige nicht mit Handschlag begrüßt. Alexandru und sein Cousin erzählen uns von den großen Unterschieden in Lebensstil umd -standard zwischen Land und Stadt in Rumänien, von Korruption im gesamten Bildungssystem, an der sich nur langsam was ändert. Dass sich seit dem EU-Betritt einiges entwickelt hat, viele Rumänen aufgrund viel besserer Verdienstmöglichkeiten aber nach Deutschland, Frankreich oder Italien abwandern und so ganze Dörfer, wie auch Divici, weitestgehend verlassen sind. Nur die Alten bleiben zurück. Von ausländischen Supermarktketten, die die lokalen Strukturen weitestgehend zerstört haben…

Am nächsten Morgen helfen wir noch bei der Maisernte mit. Auf dem Weg zum Feld nehmen auf dem Anhänger von Ivas Einachser Platz.

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Anschließend nehmen wir wehmütig Abschied. Ivas Frau hat frischen, unglaublich leckeren Apfelkuchen gebacken, damit wir Kraft zum Pedallieren haben. Noch einen letzten Schaps und schon sitzen wir wieder auf unseren Rädern.

Wir folgen der Donau weiter ins Eiserne Tor. Das Radeln fällt uns an dem Tag besonders schwer und so freuen wir uns sehr, dass wir Jana und Felix treffen. Die beiden kommen aus Hamburg, sind auch für ein Jahr auf Reisen und folgen der Donau von Quelle bis Mündung ins Schwarze Meer. Hier ist der Link zu ihrem Blog: xilaew.eu

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Wir beschließen ein Stück des Weges gemeinsam zu fahren und finden abends einen schönen Zeltplatz am Donauufer. Wir sitzen noch lange am Lagerfeuer und tauschen uns über unseren bisherigen Reiseerfahrungen aus.

Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, fängt es an zu regnen und hört auch für die nächsten 3 Tage nicht mehr auf. Auch wenn die Nässe von allen Seiten kommt, ist es dennoch sehr eindrucksvoll zu sehen, wie die Donau ihren Weg durch die Karpaten findet, mal bis zu 5km breit als Stausee und dann wieder nur 200m eng ist. Wir machen halt an der Gesichtsskulptur des Decebalus, angeblich höchste Felsskulptur Europas mit 40m, sehr imposant.

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Völlig druchnässt kommen wir schließlich bei Einbruch der Dunkelheit in Orşova, das sich kurz vor der Staumauer befindet, an. Wir kommen in einem Hostel unter und hoffen auf besseres Wetter. Am nächsten Morgen legt der Regen aber nochmal zu, so dass wir an dem Tag nur die Staumauer und damit auch die Grenze nach Serbien überqueren und im nächsten serbischen Ort bereits das nächste Nachtlager beziehen.

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Serbische Grenze am eisernen Tor

Besuch bei Fabi und Yuriy in Hévíz und Neuigkeiten auf zweirad.es

Wir freuen uns sehr auf ein paar entspannte Tage mit Fabi und Yuriy und werden sehr herzlich empfangen. Das schöne und gemütliche Ferienhaus in Hévíz ist Teil eines Hofs, zu dem zwei weitere Häuser, ein Weingarten und viele Obstbäume gehören. Einen Weinkeller mit selbstgemachtem Wein gibt es auch. Ein kleines Paradies!

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Nach der fröhlichen Begrüßung laufen wir gleich zum berühmten Hévízer Heilsee, dem größten natürlichen Thermalsee weltweit. Wir tümpeln bis zum Badeschluss in bunten Schwimmringen im warmen Wasser und entspannen. Danach geht’s weiter zum Weinfest, auf dem wir ungarische Spezialitäten verspeisen.

Die nächsten beiden Tage lassen wir die Seele baumeln, radeln ins nahegelegene Keszthely am Plattensee, trinken leckeren Wein… am letzten Abend veranstalten wir ein kleines Grillfest und Yuriy bereitet seinen leckeren Gurkensalat zu.

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Der Abschied am nächsten Morgen kommt viel zu schnell. Fabi und Yuriy reisen weiter nach Budapest. Wir radeln in Richtung Balaton.

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Wir haben die Zeit mit euch sehr genossen und werden euch vermissen!

PS. Fabi und Yuriy begleiten unsere Reise kreativ auf zweirad.es. Es sind neue Motive zu unserem Alpenabenteuer und zu unserem Besuch in Hévíz online!

An Möll und Drau entlang nach Maribor, Slowenien

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Nach der anstrengenden Alpenetappe lassen wir es etwas ruhiger angehen und legen nahe der Raggaschlucht in Flattach einen Ruhetag ein. Den Besuch der Schlucht lassen wir uns natürlich nicht nehmen.
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Auch wenn die Beine am nächsten Tag noch etwas schwer sind, radeln wir am nächsten Tag circa 80 Kilometer zunächst noch an der sehr schönen Möll und später entlang der Drau bis Villach. Nach und nach öffnen sich die engen Täler und schon bald sind die höheren Berge der Alpen nicht mehr zu sehen.

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Von Villach aus machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Faaker See und haben einen schönen Blick auf den Bergkamm, der Österreich und Slowenien trennt. Wir machen zum ersten Mal Rast in einem Hotel. Christoph entpuppt sich als begeisterter Buffet-Abräumer.

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Unser nächstes Ziel ist Klagenfurt am Wörthersee. Hier legen wir einen Zwischenstopp ein und starten an einem Samstagmorgen erwartungsvoll in die Stadt, nur um vom österreichischen Nationalfeiertag und geschlossenen Geschäften überrascht zu werden. Uns ist der Lesestoff ausgegangen und wir sind auf der Suche nach einer Buchhandlung. Am Bahnhof werden wir schließlich fündig.

Am nächten Tag brechen wir in Richtung slowenische Grenze auf. Auf dem Weg dorthin begegnen uns auf dem Drau-Radweg nicht nur endlose Felder voller verblühter Sonnenblumen, sondern auch eine riesige Hängebrücke, die insbesondere Christoph in ihren Bann zieht.

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Nach einer Nacht in Lavamünd überqueren wir am nächsten Morgen die Grenze nach Slowenien. Es ist unser erster Regentag und der hat es in sich. Während zunächst noch ein separater Radweg ausgebaut ist, führt uns unser Weg für den Rest des Tages entlang einer Landstraße mit viel LKW-Verkehr durch das enge Drau-Tal. Und das bei „ergiebigem Dauerregen“. Wir treten kräftig in die Pedalen. Völlig durchnässt kommen wir in Maribor an. Am nächsten Morgen strahlt wieder die Sonne vom Himmel, als wäre nichts gewesen.

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