Die Überraschung in Istanbul

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Die Kiremit Caddesi

Vollkommen erschöpft schlafen wir uns erstmal aus und gehen am nächsten Morgen auf Entdeckungstour. Wir sind in einem der alten Istanbuler Holzhäuser in der Kiremit Caddesi  untergekommen; die Straße bildet die Grenze zwischen Balat, dem ehemals jüdischen Viertel, und Fener, dem alten griechischen Viertel. Heute werden die beiden Viertel durch Türken aus Anatolien, Roma und syrischen Flüchtlingen bevölkert. Viele Häuser sind ziemlich verfallen, teilweise einsturzgefährdet. Die Viertel sind jedoch voller Leben und verkörpern für viele das alte authentische Istanbul. Kinder spielen Fußball vor unserer Haustür, Wäscheleinen säumen die Straße, fliegende Händler bieten ihre Waren zum Kauf: um 10 Uhr jeden Morgen schiebt immer der gleiche Händler unter lauten Rufen eine Art Vitrinenwagen mit herzhaften gefüllten Brötchen durch die Straße, danach kommt der Fischhändler mit seinem Holzwagen, danach ein Händler mit Zwiebeln und Kartoffeln.

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Wir treffen uns mit unserer Vermieterin Işıl zu einem zweiten Frühstück. Sie zeigt uns die Gegend, es sind nur ein paar Schritte bis zur Vodina Caddesi mit vielen kleinen Lebensmittelläden, Imbissen und Cafés. Und bis zum Goldenen Horn. Bei einem türkischen Kaffee erzählt sie uns viel über das Leben in Istanbul. Wie sich das Leben der Menschen in der riesigen Stadt oft innerhalb des eigenen Viertels abspielt. Sie hat Fener und Balat erst vor zwei Jahren entdeckt, eines der alten Häuser gekauft, umfassend renoviert und lebt jetzt von den Mieteinnahmen. Mich interessiert insbesondere die Entwicklung und Zerissenheit zwischen Moderne und (religiöser) Tradition der Türkei. Überall in der Türkei, an Häuserwänden, in Geschäften und Restaurants, haben wir das Konterfei Atatürks gesehen, der als Gründungsvater der Türkei als säkulärem Staat verehrt wird. Der Nationalfeiertag steht vor der Tür, an dem die Ausrufung der Republik durch Atatürk in 1923 gefeiert wird, ein wichtiger Tag für Işıl. Für das Wochenende danach sind Neuwahlen angesetzt, das erste Ergebnis hatte der aktuellen Regierung, die für den Rückschritt der Türkei steht, nicht gefallen. Eine interessante Woche liegt vor uns. Die Türkei macht schwere Zeiten durch, als Işıl das Attentat in Ankara Mitte Oktober erwähnt, stehen ihr Tränen in den Augen.

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Mit viel Engagement schreibt uns Işıl einen 6-seitigen Plan für unsere Zeit in Istanbul und gibt uns viele nützliche Tipps. Wir bestellen eine weitere Runde Kaffee. Der junge Inhaber ist mit viel Hingabe und Leidenschaft am Werk und erklärt uns die einzelnen Schritte der türkischen Kaffeezubereitung genau. Er benutzt wunderschöne, massive Cezve aus Kupfer, die in Istanbul von Hand gefertigt werden. Wir sind begeistert. Mit einem Anruf bringt er in Erfahrung, wo wir einen solchen Cezve kaufen können: Bei einem älteren Herrn namens Adnan Bey, am Gewürzmarkt erste links.
Also auf zum berühmten Gewürzmarkt in Eminönü. Als wir uns ins enge Gewusel stürzen, wird uns schnell klar, dass es einige Zeit dauern wird, bis wir „am Gewürzmarkt erste links“ finden werden. Laden an Laden, viele Gassen, die sich auch noch weit über die Halle des eigentlichen Gewürzmarktes erstrecken. Wir beginnen uns bei den „Kundenanwerbern“, die jeder Marktstand hat durchzufragen. „Adnan Bey? Ja sicher, da unten, Stand Nummer 59“. Eine halbe Stunde suchen wir vergebens nach Stand Nummer 59. Wir fragen nochmal. Und nochmal. Und schließlich finden wir ihn, den kleinen Marktstand von Adnan Bey. In einer kleinen Vitrine finden wir dann auch nach einigem Hin- und Her die richtigen Cezve. Wir verhandeln einen guten Preis und nehmen zwei Cezve mit nach Hause.
Der Tag neigt sich schon dem Ende zu und wir haben einen Bärenhunger. Wir nehmen den Bus zurück nach Balat und machen an einem Köfteimbiss halt. Als wir beide Nachschlag bestellen, macht der Koch große Augen und formt mit seinen Händen lachend einen dicken Bauch.

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Wir machen viele Stadtspaziergänge in unseren Tagen in Istanbul. Geht man von unserer Wohnung aus ein paar Straßen den Berg rauf, landet man schnell in einer sehr traditionellen Gegend. Die meisten Frauen sind komplett schwarz verschleiert, auch die Männer tragen traditionelle Gewänder. Als wir einen muslimischen Zubehörladen betreten und die Gebetsbänder ansehen, lacht der Ladenbesitzer fröhlich und schenkt uns Bonbons. Weiter geht’s. Kinder spielen in den Straßen, überall wuseln Katzen, Wahlplakate, buntes Treiben.

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Wir kosten die wunderbare türkische Backkultur vollends aus. Wir probieren uns durch sämtliche Baklava bei den Bäckern unserer Nachbarschaft (unten auf dem Bild der Gewinner). Ganz groß sind auch süße Tahinschnecken. Türkisches Brot gibts überall und jeden Tag frisch für 1 Lira. Und morgens gibt es beim Bäcker um die Ecke frischen, warmen Börek mit Schafskäse oder Hackfleich, der vor Ort in kleine verzehrfertige Stücke geteilt wird. Die Dame des Hauses spricht als einzige im Umkreis fließend Englisch und wird jedes Mal geholt, wenn ich den Laden betrete.

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Wir spazieren am Goldenen Horn entlang Richtung Eminönü. Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn die Muezzine der Stadt zum Gebet rufen und die Gesänge von allen Seiten schallen. Auf der Galatabrücke stehen die Angler jeden Tag dichtgedrängt. Am Bosporus fahren die Boote kreuz und quer. Wir nehmen die Fähre nach Kadiköy auf der asiatischen Seite und verbringen einen netten Nachmittag in dem einzigen Laden für Reiseradlerzubehör in der Türkei. Der Laden wird von einem Reiseradlerpärchen betrieben und ist ein beliebter Treffpunkt. Ein Radler, der schon über 70 ist, bringt Kuchen vorbei, den wir gemeinsam bei Tee verspeisen. Wir erstehen noch zwei Servicesets für unsere Rohloffnaben und fahren schließlich in der blauen Stunde mit der Fähre zurück nach Hause.

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Auf der Galatabrücke
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Am Bosporus
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Die blaue Stunde

Wir genießen unsere Zeit in Istanbul sehr. Und es wird noch besser, als eines Abends plötzlich das Telefon klingelt. Meine Eltern sind in der Stadt! Nach dem ersten „haha, guter Witz“ nehmen wir ein Taxi und fahren ins Hotel Divan. Die Überraschung ist gelungen und die Freude groß! Wir verbringen den Abend in der Hotelbar und haben uns viel zu erzählen.
Die Hotelwahl meiner Eltern ist kein Zufall, unsere großzügigen Freunde Fabi und Yuriy hatten uns zum Abschied eine Übernachtung in dem feinen Traditionshotel geschenkt.

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Die Überraschung!

Es dauert noch ein paar Tage bis wir ins Divan umziehen und so zeigen wir meinen Eltern am nächsten Morgen erstmal unser Viertel. Nach einem ausgiebigen türkischen Frühstück schlendern wir nach Eminönü, besuchen den Gewürzmarkt und machen eine Bosporusbootstour. Es ist sehr windig und so ziehen wir alles an, was wir dabei haben und trinken einen türkischen Tee nach dem anderen.

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Jede Kopfbedeckung ist willkommen

In den folgenden Tagen machen wir viele Stadtspaziergänge und endecken die Stadt aufs Neue. Wir besuchen die Wahrzeichen der Altstadt Fatih, erfreuen uns an der türkischen Küche, fahren nochmal auf die asiatische Seite. Die Bilder sprechen für sich:

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Im Hintergrund der Galataturm

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Der Gewürzmarkt, Papa ist größer
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Auf dem Weg nach Asien

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Die Hagia Sophia

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Was ein Ausblick!

Die Tage verfehen wie im Flug. Zum Schluss entspannen wir noch im Spa-Bereich des Divan (brav Männer und Frauen getrennt) und dann ist schon die Zeit gekommen, die Taschen zu packen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück nehmen wir schweren Herzens Abschied. Istanbul werden wir nicht so schnell vergessen.

Mama und Papa: Vielen Dank nochmal, dass ihr da wart! Es war toll!
Fabi und Yuriy: Wir haben das Divan sehr genossen!

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Abschiedsbild

Vom Flughafen trennt uns noch eine verrückte Fahrradfahrt durch den wuseligen Verkehr Istanbuls, doch dann ist es geschafft.

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Auf nach Neuseeland!

Türkei – ein echtes Erlebnis!

Nachdem wir uns auf den letzten Metern in Griechenland schonmal an das Fahren auf der Autobahn gewöhnen konnten, geht es nach einem extrem freundlichen Empfang an der türkischen Grenze bei Ipsala in der Türkei ähnlich weiter. Zwei Spuren in beide Richtungen und ein breiter Standstreifen. Die Landschaft ist weitläufig, hügelig und braun gefärbt. Der erste Ort hinter der Grenze wirkt irgendwie verlassen. Oft habe ich mich auf der Reise gefragt warum Grenzregionen vielerorts so verlassen sind. Hier trifft das wieder zu, die letzte echte Ortschaft war schließlich Alexandroupoli.

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Das hier in der Türkei vieles anders wird, zeigt sich schon an den vielen Moscheen rechts und links neben der Straße. Viel los ist hier noch nicht auf der D100. Hin und wieder rauschen Diesel-LKWs an uns vorbei, welche an diesen langen endlosen Hügel auch hart zu arbeiten haben. Partikelfilter gibts hier nicht, das erkennt man an großen schwarzen Wolken. Plötzlich fährt von links ein Motorradfahrer auf, natürlich wie aus Griechenland schon gewohnt ohne Helm. Das komische ist nur, er fährt entgegen der Fahrtrichtung und gerade auf uns zu. Da wird mir schon etwas mulmig, denn sowas sind wir nicht gewöhnt. Es stellt sich heraus: Er will uns nur willkommen heißen und wissen, wo wir her kommen, wo wir hin wollen und ob uns bei dem Wetter nicht kalt ist. Alles sehr, sehr nett.

Unser Tagesziel Kesan liegt nach ca 75km etwas ab der D100, an einem steilen Berg gelegen. Weil es auch hier jetzt schon gegen sechs dunkel wird und die Nächte recht kalt sind, haben wir eine Unterkunft gebucht. Die vielen Eindrücke hier sind schwer zu beschreiben. Allein auf dem Fahrrad hier am Verkehr teilzunehmen, fordert alle Sinne. Hier wird anders gefahren als bei uns. Verkehr ist hier eher ein kommunikatives Miteinander ohne Regeln. Ob die Straße in der Ortschaft ein, zwei oder drei Fahrspuren hat bestimmen die Verkehrsteilnehmer, keine Markierungen…. Wer hat Vorfahrt? Der, der es am eiligsten hat!

Das Ganze ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe hier aber das Gefühl eher als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen zu werden als zuhause. Wählt man zielstrebig und selbstbewusst seine Linie durch das Gewimmel, so wird man auch von allen wahrgenommen und meist auch akzeptiert. Hält man sich brav auf dem rechten Seitenstreifen auf, so kommt man natürlich nicht weit.

Die steile Auffahrt nach Kesan hat was. Die Stadt besteht hauptsächlich aus mindestens fünfstöckigen eng aneinander gebauten Häusern mit engen Straßen dazwischen. Diese sind voll mit alten verbeulten Autos, Menschen, Hunden, Mofas, Katzen, Gemüseständen, Fischhändlern usw. Das meiste davon in Bewegung. Oben angekommen stellen wir fest, dass Markt ist und beginnen die Suche nach dem Hotel. Hier werden wir überfreundlich empfangen und zum ersten mal auf der Reise wird unser Gepäck aufs Zimmer getragen. Und das Hotel ist wirklich nichts Besonderes. Wir ziehen uns kurz um und erkunden die Stadt.

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Der Markt besteht leider nur Eingangs aus Fischhändlern, danach wird nur noch Kleidung gehandelt. Wir besorgen uns im Obst- und Gemüsegeschäft super leckere Mandarinen und gehen danach essen. Richtig türkisch, echter Kebab am Metallspies. Lecker! Ich habe den Wechsel in ein muslimisches Land noch gar nicht richtig drin und bestelle ein Bier dazu. Ich werde aber nur freundlich darauf hingewiesen, dass sie es nicht haben. Weil das Essen so lecker war, steuern wir auf dem Weg zurück einen zweiten Imbiss an. Wobei man in der Türkei auch in Imbissen bedient wird. Hier gibt es die leckerste lokale Spezialität deren Namen wir nicht kennen. Kleine Streifen Rinderhüfte, gebraten in einer großen Pfanne und mit kleinen Stücken knuspriger Panade. Ölig, würzig, knusprig – lecker!

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Am nächsten Morgen geht’s wieder zurück auf die wunderbare D100. Wir haben klares Herbstwetter. Auf unseren 75 wieder sehr hügeligen Kilometern nach Tekirdag trinkt jeder von uns fast zehn türkische Tees… oft bekommen wir diese sogar geschenkt.

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Unterwegs hält uns ein lustiger Obsthändler an. Unsere Sprachkenntnisse überschneiden sich gar nicht, aber das Obst ist lecker und der Händler fröhlich. Für das Bild holt er noch die Mütze aus dem Wohnwagen und positioniert sich bewusst so, dass die Moschee im Hintergrund ist.

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Kurz vor Tekirdag geht’s noch mal auf einen etwas größeren Hügel. Mit der Sonne im Rücken und dem längsten denkbaren eigenen Schatten vor uns genießen wir die Abfahrt nach Tekirdag. Tekirdag liegt direkt am Marmarameer. Die D100 und wir folgen ab jetzt der Küste bis nach Istanbul.

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Hier in Tekirdag gönnen wir uns erstmal Lamacun, wie aus Deutschland gewöhnt bestellen wir erstmal nur einen. Da hier aber nur der dünn belegte Teig mit etwas Salat und Zitrone gereicht wird, werden es am Ende drei Stück pro Person. Aber es ist wieder extrem lecker und super authentisch hier. Der einzig englischsprachige der Lamacunbäcker hinter dem Tresen kommt übrigens aus Turkmenistan. In solchen Momenten wird mir klar, dass wir auch schon ziemlich weit weg sind von zuhause. Gut gesättigt geht’s ab ins Bett.

Für die vorletzte Tagesetappe stehen wieder gut 80km an. Silivri ist unser Ziel.

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Die D100 füllt sich an diesem Tag mehr und mehr. Nach der Mittagspause haben wir zum ersten mal Istanbul im Blick. Wir haben aber noch ca. 120-130km zu Radeln. Die Vorfreude auf Morgen steigt mit Blick auf die Stadt nochmal an.

Auf den letzten 20km nach Silivri fällt der Standstreifen plötzlich weg und wir müssen knapp an der Leitplanke längs, weil der Verkehr hier schon sehr dicht ist. Wenn der Verkehr weiter so zunimmt, wird das extrem anstrengend morgen. Die Nervosität steigt.

Überraschenderweise steuern wir in Silivri erstmal wieder einen Imbiss an. Hier gönnen wir uns erstmals Köfte. Und wieder ist es so bekömmlich, dass wir Nachschlag bestellen.

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Am Abend lese ich etwas über gute Radrouten nach Istanbul rein. Ich plane die sicherste und effektivste Route am Tablet, 85km kommen raus. Anfangs geht es über Parallelstraßen zur D100, später weitestgehend der Küste längs um dann am Ende diagonal durch den europäischen Teil Istanbuls zu fahren. Wir beschließen also recht früh zu starten.

Was uns am nächsten Tag erwartet, ist einfach der Wahnsinn. Morgens gegen 9 sitzen wir im Sattel und radeln vom Start weg durch dicht besiedeltes Gebiet. Der Verkehr ist hier auf den Nebenstraßen noch erträglich. Nach ca. 30km passieren wir eine Brücke und dahinter steht das Ortsschild. Istanbul.

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Planmäßig sind es noch 55km ins Zentrum. Bisher war die Route super, nicht zuviel Verkehr, rechts das Meer, links die Stadt. Alles bei sonnigem Wetter. Am Hafen vorbei geht’s über einen relativ hohen Berg, immerhin 120m direkt am Meer. Die Abfahrt hier runter ist krass. Ziemlich steil geht’s plötzlich auf eine vierspurige Schnellstraße mit viel Verkehr und vielen LKWs. Dazu über uns noch so ein Riesenhelikopter, welcher Schiffscontainer transportieren kann. Hier ist was los! Kurz vor der Abfahrt, auf der wir raus wollen, hat die Ladungssicherung bei einem Kleinlaster mit dünnen aber großen Styroporplatten nicht gut funktioniert. Das gibt ein schönes Chaos hier. Zwischen fliegenden größeren Platten und rumliegenden kleineren Stücken verlassen wir mit etwas erhöhtem Adrenalin unbeschadet die Schnellstraße.

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Wieder an der Küste gibt es doch tatsächlich einen Radweg entlang, der von wilden, schlafenden Hunden besiedelten Uferpromenade. Dieser ist zwar nicht durchgängig, aber bis auf kleinere Abstecher in das Gewimmel der Istanbuler Vororte lässt es sich hier gut radeln.

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Bei einem dieser Abstecher springt mir bei einem kurzen Stop eine wilde Katze aufs Gepäck. Oder aufs Gebäck? Die hat bestimmt das Börek gerochen. Gesund sieht die Katze nicht aus, ich will sie nicht anpacken und vom Gepäck bekomme ich sie so nicht runter. Also fahre ich erstmal im Stehen weiter… Bei etwa 30 Sachen in einer kurzen steilen Abfahrt springt sie ab, schliddert etwas über den Asphalt und bleibt wie versteinert stehen. Sie wird nicht überfahren. Der nächste Taxifahrer bekommt sie auch mit einem üppigen Hupkonzert nicht von der Straße, also steigt er aus und scheucht sie von der Straße. Alles gut, weiter geht’s. Das Börek ist auch noch in der Tüte! Für die, die es (noch) nicht kennen: Börek ist ein mit Schafskäse oder gewürztem Hack gefülltes Blätterteiggebäck. Für Radler gut zu jeder Zeit.

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Eng wird’s hier immer bei den Brücken über die Meeresbuchten. Hier muss man wieder auf die D100, diese hat hier mit Auffarten 6-8 Spuren. Voll mit hupenden Autos. Nach der letzten Bucht geht es am Ufer entlang am Flughafen vorbei. Der Verkehr muss im Land am Flughafen vorbei. Wir machen hier eine ausgiebige Pause, die wir mit Planespotting verbringen. Laut Plan sind es ja nur noch ca. 20km.

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Also schwingen wir uns wieder in den Sattel und folgen dem Küstenradweg bis es nicht mehr geht. Etwas zu weit. Wir dürfen anderthalb Kilometer zurück, bis wir die Promenade wieder ohne Treppe verlassen können. Jetzt geht’s richtig los. Rein ins Zentrum. Ich folge der lilafarbenen Linie auf dem GPS und Caro folgt mir. Bis wir wieder auf einer vierspurigen Straße sind und die lilafarbene Linie nach rechts abbiegt. Ich kann nicht folgen denn dort ist ein Betonwall. Also folge ich der Straße weiter. Diese macht über einen Kilometer einen so langen Bogen, dass wir nun komplett in die falsche Richtung fahren. Eine Möglichkeit abzubiegen war nicht gegeben. Oder doch? Da war ein großer Schotterparkplatz. Also zurück. Hinter dem Parkplatz geht es tatsächlich weiter. Irgendwie finde ich nach zwei drei Kilometern die lila Linie wieder. Zwischen Hochhäusern hängen hier Türkeifahnen von locker 10m x 20m. Der Verkehr wird immer dichter, wir radeln durch Einkaufsstraßen, ärmliche Wohnsiedlung und schließlich durch die alte Stadtmauer.

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Zigzag geht’s durch kleinste Einbahnstraßen, dann geht’s plötzlich immer steiler bergauf. Wo die Linie am GPS einfach weiter geht, ist vor uns eine lange Treppe. Es wird langsam dunkel und bevor wir uns wieder verfahren, trage ich die Räder lieber hier hoch. Der Kilometerstand ist für heute schon über 90. Es geht weiter bergauf nur um dann, über zwei längere Treppen wieder bergab zu gehen. Es ist mittlerweile dunkel und die kleinen Gassen sind spärlich beleuchtet. Beim Runterfahren versuchen sich spielende Kinder an unseren Taschen festzuhalten, um mitzufahren. Wir sind doch keine LKWs…

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Dann endet die Linie im GPS und tatsächlich: Wir sind da! Isil, unsere nette Gastgeberin wartet schon im Appartement. Schnell erkennt sie, wie erschöpft wir sind und bietet an uns Essen zu bestellen und dann zwecks Empfang morgen zum Frühstück wieder zu kommen. Die Räder schließen wir in einem freien Appartement ein. Nach einer Linsensuppe, mehreren Lamacun und etwas Brot fallen wir totmüde ins Bett. Die letzten Fahrtage in der Türkei und insbesondere die letzte Fahrt nach Istanbul waren einfach umwerfend. Wir sind gespannt, wie es hier bei Tageslicht aussieht.

Griechischer Wein

Nachdem wir die erste Nacht in Thessaloniki in der erstbesten Absteige am Bahnhof verbracht haben, ziehen wir am nächsten Tag in eine Airbnb-Bleibe im Herzen der Stadt um. Wir genießen das griechische Essen und das warme Wetter, beobachten das bunte Treiben auf der Straße von unserem Balkon aus, der sich komplett über die Außenwände der Wohnung zieht. Ob Fußballspiel oder Demonstration, es ist immer was los!

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Leider hat sich Christoph bei Caro angesteckt und verbringt die ersten beiden Tage in Thessaloniki im Bett. Auf dem Weg der Besserung stärken wir uns in einem kleinen Fischrestaurant um die Ecke und steigen von Rakia auf Ouzo um.

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Wir erkunden die Altstadt Thessalonikis, die am Berg erbaut wunderschöne Ausblicke aufs Meer bereit hält. Die Straßen und Lokale sind voller Leben, die Griechen lieben das Leben! Am letzten Abend beobachten wir den Sonnenuntergang vorm weißen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt.

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Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt und radeln in Richtung Chalkidiki, eine Halbinsel südöstlich von Thessaloniki. Wir passieren eher heruntergekommene Häuser, Teerstraßen werden plötzlich zu Lehmpisten, aber auch schwer bewachte Villen gehören zum Bild. Kurz bevor wir an der Küste ankommen, erleben wir bei einer Dorfdurchfahrt den bisher vehementesten Hundeangriff. Über einen Kilometer verfolgt uns ein Wachhunderudel. Wir übernachten auf einem Campingplatz direkt am Strand, der nun im Herbst ziemlich verlassen ist. Zu unserer großen Überraschung treffen wir beim Abendessen in der zugehörigen Taverne auf eine Gruppe von ca. 20 Urlaubern aus Sachsen.
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Wir setzen unseren Weg am nächsten Morgen entlang der Küste fort. Die Straße wird zunehmend schlechter, wir kämpfen uns schließlich schiebend vorwärts, mehr rutschend als gehend. Als wir endlich besseren Untergrund erreichen, sind nicht nur wir, sondern auch unsere Räder voller Lehm und Sand. Bevor wir weiterfahren können, ist eine ausgiebige Fahrradwäsche nötig. 1 Stunde lang schieben wir unsere Räder bis in den nächsten kleinen Ort mit Laden und veranstalten mitten auf dem Dorfplatz eine 2-stündige Reinigungsaktion.

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Im Laufe des Tages wird die Infrastruktur zunehmend besser, wir decken uns in Nea Moudania noch mit Vorräten ein, bevor wir unser Nachtlager wieder unmittelbar am Strand aufschlagen. Wir sind die einzigen Besucher, die Urlaubssaison ist zu Ende und die Olivenernte im vollen Gange.

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Chalkidiki hat 3 Landzungen, die wie Finger ins Meer ragen. Am nächsten Morgen überqueren wir den ersten Finger und folgen der Küste nach Osten. Die Landschaft wird zunehmend hügelig, recht erschöpft erreichen wir am Nachmittag Nikiti. Nach einer ausgiebigen Rast in einem Fischrestaurant überqueren wir den zweiten Finger der Halbinsel. Es geht durch duftende Akazienwälder. Zurück an der Küste bleiben wir für zwei Nächte der kleinen Pension von Helena und Stavros, die uns liebevoll mit griechischem Bier und Salat und Kuchen empfangen. Die Oliven sind aus dem eigenen Hain, frisch eingelegt. Auch ansonsten versorgen uns die beiden mit frischen Produkten aus dem eigenen und den Gärten von Stavros vielzähligen Cousins. Wassermelonen, Granatäpfel, Trauben. Lecker! Helenas Englischkenntnisse beschränken sich zwar auf ein gesungenes „good“ oder „more good“ in der Steigerungsform, es klappt aber irgendwie trotzdem wieder mit der Kommunikation.
Die Küstenlandschaft hier ist wunderschön, aber sehr dünn besiedelt. Am anderen Ende der Bucht steht eine Geistersiedlung – eine Folge der Krise?
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Wir machen uns wieder auf in Richtung Festland und radeln 2 Tage hauptsächlich durch schöne und bergige Waldgebiete. Bei einem Mittagsstopp in Olimpiada lädt uns der Besitzer des „Hotel Germany“ Dimitris, den wir auf der Straße treffen, spontan zu griechischem Salat und Kaffee in sein Restaurant ein. Sehr nett!

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Auf dem Festland folgen wir der Küste in Richtung Alexandroupoli. In Kavala sehen wir das erste Schild: Istanbul noch 460km! In Tochotes steigen wir nochmal in den Zug, um die restlichen eher uninterssanten Kilometer bis Alexandroupoli zu überbrücken. Die 1-2 Fahrtage, die wir dadurch sparen wollen wir lieber in Istanbul verbringen.

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Wir bleiben 2 Tage in Alexandoupoli, machen Besorgungen, schicken Pakete an unsere Familien und unsere netten Gastgeber, Iva und seine Frau, in Rumänien und essen ganz viel Gyros. Schmeckt besonders gut mit Retsina, dem mit Harz versetzten griechischen Weißwein.

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Dann starten wir Richtung türkische Grenze, die wir in einer Tagesetappe überqueren wollen. Daraus wird aber leider nichts. Heftiger Gegenwind bläst uns entgegen. Immer wieder werden wir von der Straße geweht. Nach 30km geben wir auf und stranden in Feres. In der sehr ranzigen Pension des Ortes sind wir die einzigen Gäste. In unserem Zimmer stinkt es bestialisch und so ziehen wir bis spätabends um die Häuser. Wir sind ziemlich überrascht, als wir in dem abgelegenen Ort eine Griechin treffen, die die Hälfte des Jahres in Süddeutschland wohnt und Schwäbisch spricht.
Am nächsten Morgen ist es dann so weit, wir starten in Richtung Grenze. Ipsala ist der südlichste Grenzübergang und nur über die Autobahn zu erreichen, die aber zum Glück so ausgestorben ist, dass sich keiner an den beiden Reiseradlern auf dem Standstreifen stört.

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Bulgarien

Nach einer gemeinsamen Nacht in einem guten Hotel in Negotin, Serbien, trennen wir uns wieder von Jana und Felix. Die beiden folgen der Donau weiter und für uns gehts nach einem Ruhetag weiter ins Balkangebirge, bzw. erstmal nach Belogradchik. Ich habe plötzlich beim Einschlafen Angst vor einem Kettenriss mitten im Balkangebirge, also treiben wir am nächsten Tag eine serbische Fahrradkette auf. Umgerechnet 4,50€ investieren wir fürs Bauchgefühl.

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Die 100km und 1000Hm nach Belogradchik kosten uns viel Kraft. Aufgrund der Hundeplage ist das Radeln nicht wirklich entspannt, daher bevorzugen wir eher die großen Straßen. In diesem Fall sogar eine europäische Transitroute für LKWs. Naja die bellen wenigstens nicht. Auf den letzten 20km geht es wieder über kleine Straßen 500Hm hoch nach Belogradchik.

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Belogradchik zeigt sich als zwar als touristisch genutzt, aber immernoch von der eher dörflichen Seite. Wir bleiben für zwei Nächte und schauen uns die Burg und die beeindruckenden Felsformationen genauer an. Ich klettere Abends nochmal hoch und genieße einen super Sonnenuntergang. Von hier hat man einen guten Blick ins Balkangebirge; und das Bemerkenswerte ist, dass man dabei keine Siedlungen im Blickfeld hat. 

Bei der Abfahrt aus Belogradchik ist unser eigentlicher Plan in drei Tagesetappen das Balkangebirge nach Sofia zu überqueren. Ein Pass von 1400Hm ist die günstigste Alternative. Da wir vorher nochmal auf Donaulevel (40m) runter müssen, ist das eine echte Herausforderung. 

Wir starten für unsere Verhältnisse recht früh. Die Abfahrt aus Belogradchik ist genial. Gemäßigtes Gefälle und klare kalte Herbstluft. Das heißt laufen lassen mit gutem Ausblick. Die Bäume wechseln die Farbe gerade von tiefgrün zu leicht bräunlich. Gepaart mit den rötlichen Felsen gefällt mir das sehr gut. Wir durchqueren noch einige kleine Orte in Hundeabwehrformation bis wir wieder auf die LKW-Route gelangen. Die Landschaft ist bräunlich und trocken. Die Straße durchquert die Landschaft über weite Hügel, ein Auf und Ab von 150m auf 250m, lange relativ steile Geraden mit viel Weitblick nach links in die Donauebene. Irgendwie erinnert mich die Landschaft an das südliche Kalifornien. In Montana angekommen gönnen wir uns für umgerechnet 1,20 Euro erstmal Gyrosburger. Die 70km mit 700Hm haben soviel Hunger gemacht, dass wir gleich zweimal zuschlagen. 

Wir können uns gegenseitig nicht verheimlichen, dass wir ein kleines Tief haben. Die Hundeplage bedrückt uns und mich beunruhigen meine Knie, denen diese harten Tage hier wohl etwas zuviel sind. Rechts wie links fühlt es sich nicht gut an. Wir beschließen in Montana zu übernachten, obwohl wir eigentlich noch 20km weiter wollten. Am nächsten Morgen entscheiden wir uns für die Zugfahrt nach Sofia. Das nimmt uns den zeitlichen Druck und in Sofia haben wir für fast eine Woche eine Wohnung gebucht, dort können wir erstmal relaxen.

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Zugfahren mit bepackten Rädern ist im Balkan gar nicht so entspannt. Im überfüllten Zug, der den deutschen ICs aus den 1980er gleich kommt (oder sogar einer ist?) stehe ich zweieinhalb Stunden zwischen den Abteilen, da ich die Räder bei jedem Halt kompliziert hin und her räumen muss, um die Türen frei zu machen. Ich bedauere ein wenig diese Region zu verpassen. Es ist zwar die ärmste Region in der ganzen EU, aber dafür sehr unberührt und landschaftlich spektakulär. 

Am Bahnhof in Sofia angekommen fehlt uns die Lust die Räder die langen Treppen runterzutragen und wir entdecken eine Baustelle mit Rampe in die Unterwelt des Bahnhofs. Dass wir hier einfahren kümmert keinen. Vorbei an einem Wirrwarr an von der Decke hängenden Wasser- und Stromleitungen und am Büro des Bauleiters. Glück gehabt, es geht wieder bergauf. Wir kommen tatsächlich neben dem Bahnhof aus der Baustelle raus. 

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Sofia ist eine besondere Hauptstadt, unsere letzte Hauptstadt war Budapest, verglichen damit ist hier alles schon etwas verbraucht. Man sieht auch erstmal nicht viel von der Stadt, weil man den Gesteig immer im Auge behalten sollte. Hohe Stufen, fehlende Steine,  Schotterpassagen oder nicht abgedeckte Gruben von KFZ-Werkstätten sind hier normal. Auf einem siegerländer Forstweg braucht man nicht so achtsam sein. 

Die Stadt scheint aber jung und kreativ. Viele kleine Geschäfte mit netten Leuten, lauter günstige Imbisse und nicht zuletzt unsere gemütliche Wohnung machen die Woche in Sofia sehr angenehm. Caro hat leider eine ernste Erkältung und sieht daher weniger als erhofft von Sofia.

Wir beschließen hier nochmal unser Gepäck durchzugehen. Gegenstände zu suchen, die nicht gebraucht werden. Schnell werde ich zum Grammsucher als ich erkenne, dass wir uns die vorderen Taschen und damit auch den vorderen Träger sparen können, wenn wir auf ein paar Dinge verzichten. Zwei Taschen plus Träger sind allein 1,6kg die wir sparen. Bei der Inventur stelle ich fest, dass wir Gasvorräte für einen ganzen kalten Winter mitführe. So 1kg Gas netto wahrscheinlich. Zwei große Kartuschen, noch aus Österreich, und zwei mittlere volle aus Ungarn für den Fall, dass die Großen mal leer gehen. Mehr Gas an Board als wir auf den vergangenen 2500km verbrannt haben. Weiterhin stelle ich fest, dass wir zuletzt auf der Strecke mit Tim zweiflammig gekocht haben. Also Gas und ein Kocher und ein Topf fliegen heim. Innenschlafsack, einige Kleidungsstücke und etwas Elektrik. Noch dazu verkleinern wir unser Zelt. Das große Zelt ist klasse, ich vermisse es auch etwas, aber 3kg Ersparnis waren mehr wert als das gute Raumgefühl. Eine kleinere Kamera, die direkt über USB am Rad geladen werden kann, spart Platz und durch Wegfall von Ladegerät und Ersatzakku in Summe 400Gramm. Meine geliebte grüne Matte, auch bekannt als die bequemste der Welt und die letzte der rechteckigen Art, weicht einer 650g leichteren high-tech Luftmatratze. In Summe lasse ich,  die serbische Fahrradkette eingerechnet, in Sofia fast 10kg liegen. Caro geht es ähnlich,  Klamotten, Bücher, Gas und die vorderen Taschen mit Träger werden eingespart.

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Während der ganzen Aktion ist das Wetter in Sofia recht mies geworden. Nieselregen und 12 Grad,  dauerhaft. Caro geht es etwas besser, am letzten Tag laufen wir gemeinsam noch etwas durch die Stadt und versenden die teuren Pakete. Der Sicherheit wegen muss hier bei der Post jede getragene Unterhose einzeln vorgezeigt werden,  bevor das Paket hochoffiziell verschlossen wird.

Zum Schluss besuchen wir noch die wunderbar düstere Alexander-Newski-Kathedrale (sehr zu empfehlen!) und essen den letzten Schopska-Salat.

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Am nächsten Tag gehts auf zum Bahnhof, die ersten Meter mit leichtem Gepäck fühlen sich gut an. Das Wetter ist weiterhin mies und soll auch so bleiben, daher planen wir den Zug nach Thessaloniki zu nehmen. Dort unten in Griechenland sind wohl 25Grad und Sonne. Es ist aber unklar, wie weit wir mit den Rädern im Zug kommen. Vielleicht wirft man uns an der Grenze raus…

Wir kommen leider etwas spät am Bahnhof an. Die Dame am Ticketschalter weigert sich, uns 10 Minuten vor Abfahrt Tickets zu verkaufen. Ein Mann in einer offiziell anmutenden Jacke spricht uns an, packt Caros Rad und hilft uns zum Gleis zu gelangen. Er kennt wohl den Schaffner. Die Hektik ist groß, wir spielen überrumpelt und etwas naiv mit. Ratz fatz taucht ein Zweiter, weniger offiziell aussehender Helfer auf. Dann bemerken wir, dass beide ne ordentliche Fahne haben. Einer setzt sich sogar noch auf Caros Rad und fährt in Schlangenlinien am Gleis entlang. Die beiden hiefen unsere Räder in irgendeinen Zug, wir jedenfalls wissen nicht wohin der fährt. Tickets haben wir auch nicht. Die Räder hängen quasi zwischen zwei Wagons in den Schiebetüren eingeklemmt, unser Gepäck im Abteil. Dann kommt das, was kommen musste. Die beiden Helfer fordern Geld. Ok, das war quasi klar als der zweite Mann kam. Aber wie kommt man raus aus der Nummer. Geholfen haben Sie ja, sofern wir im richtigen Zug sitzen, aber unsere Bargeldreserven sind begrenzt. Wir wollen das Land ja verlassen. Die kleinsten Scheine, die wir haben sind Zwanziger, umgerechnet 10 Euro. Also geben wir dem Kollegen einen, 10 Euro sollte ja wohl wirklich angebracht sein. Dafür gibts in Sofia auch ca. 10 Döner…  egal. Die zwei werden aufdringlich und aggressiv. Ein zweiter Zwanziger für den zweiten Mann wird fällig. Dann verlassen die zwei den Zug. Erleichterung. Doch dann kehren Sie um und belästigen Caro im Abteil. Caro schafft es aber abzuwehren und sich mit unserem Geld im Abteil einzuschliessen. Ich bin draußen, bewache die Räder und werde auch nochmal bedrängt. Ein bis zwei Minuten später rollt der Zug an und die beiden springen raus. Puh, die sind wir los. Wir erkundigen uns schnell bei den anderen Fahrgästen und erfahren, der Zug geht tatsächlich nach Thessaloniki. Leider ist das Ticket im Zug um ein Vielfaches teurer als am Schalter, auf die letzte Münze gehen unsere bulgarischen Lew für das Ticket drauf. Allerdings gilt das nur bis zur Grenze. Angeblich befindet sich dort ein Geldautomat.

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Nach ca. zwei Stunden Fahrt kommen wir am letzen Bahnhof in Bulgarien an. Eine Baracke mit ein paar wilden Hunden. Dass es den versprochenen Geldautomaten hier nicht gibt, wird schnell klar. Handgeschriebene Tickets für Griechenland könnte man mit Bargeld kaufen. Es ist dunkel und regnet als die Türen zugehen und das Licht im Zug aus. Grenzkontrolle auf bulgarisch, mit Taschenlampe. Danach versucht Caro nochmal Geld oder Tickets zu bekommen, ich bin äußerst nervös, weil hier keiner weiß, wann der Zug,  meist unangekündigt, weiterfährt. Caro ist zurück im Zug und weiter gehts, die Grenze haben wir hinter uns, aber kein Geld und kein Ticket. Der nun zugestiegene griechische Schaffner macht ein Sprichwort draus: „No ticket, no money, no train“. Wir sollen an der nächsten Station raus. Im Nirgendwo, nachts in den griechischen Bergen. Dann kommt der Engländer nebenan aus dem Abteil und leiht uns das Geld fürs Ticket. Ein Lebensretter! Der Engländer ist übrigens Zugliebhaber und versorgt uns regelmäßig mit Informationen zur Zugtechnik und Fahrplan und -netz. In irgendeinem verregneten Dorf müssen wir noch zwei Stunden auf einen Zug warten, der angehängt werden soll. Es wird Mitternacht bis wir in Thessaloniki sind, aber wir habens geschafft! Wir fahren zur nächsten Absteige, verspeisen noch eine Gyrostasche und fallen müde ins Bett.

Rumänische Gastfreundschaft und das Eiserne Tor

Iva, der Großvater unseres Vermieters Alexandru in Timisoara, lebt eigentlich in einem kleinen rumänisch-serbischen Dorf an der Einfahrt zum Eisernen Tor. Er spricht weder Deutsch noch Englisch und wir kein Wort Serbisch oder Rumänisch, aber mit Händen und Füßen und mithilfe einer Karte wird recht schnell klar, dass uns unsere Route durch sein Heimatdorf Divici führen wird. Er lädt uns herzlich ein, ihn zu besuchen und diktiert uns mehrfach die beste Route dorthin in die Feder. Wir bekommen seine Gastfreundschaft bereits in Timisoara zu spüren, immer wieder versorgt er uns mit selbst gebranntem Pflaumenschnaps (serbisch: Rakia), den er, wie er uns verständlich macht, 2x destilliert und 5 Jahre hat reifen lassen.

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Wir machen uns schließlich auf den Weg nach Divici, der uns auch ein Stück durch Nordost-Serbien führt. Wir verlassen zum ersten Mal auf unserer Reise die EU. Wir verbringen die Nacht auf einem serbischen Acker und verlassen das Land bereits am nächsten Tag wieder und fahren auf rumänischer Seite an die Donau.

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Wir fahren durch eine Reihe kleinerer Dörfer. Die Hundeproblematik spitzt sich an diesem Tag dramatisch zu. Jede Ortsdurchfahrt wird zum Spießroutenlauf. Von allen Seiten kommen Wachhunde laut bellend angerannt und verfolgen uns oft im Rudel. Wir können wunderbar unsere neue Technik der Situationsbewältigung proben: langsamer werden, ggfs. absteigen und langsam schiebend das Revier verlassen. Leider kommen wir so recht langsam vorwärts. Wir sind erleichtert als wir Divici schließlich erreichen und Ivas Haus ausfindig gemacht haben.

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Gruppenbild unter Wein
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Iva ist ein Tausendsasser, von ihm stammen die Wandmalereien
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Unser liebevoll bereitetes Bett

Iva wohnt mit seiner Frau in einem „Fassadendorf“. Das Dorf besteht aus einer Straße, die links und rechts von aneinandergereihten Häuserfronten gesäumt wird. Wir sind sehr überrascht, was sich alles dahinter verbirgt: ein langgezogenes Haus mit zwei Innenhöfen, ein Garten, Hühnerstall, Maislager und ein ziemlich großes Feld. Wir erleben beeindruckende Gastfreundschaft. Ivas Frau bekocht uns fürstlich mit allem, was Land und die Donau hergeben. Iva ist Donaufischer und so gibt es große Platten frischen Fisch, Huhn aus eigener Zucht, Eier, Gemüse aus dem Garten und immer wieder Schnaps. Weil wir die Gäste sind, bekommen wir zum Nachtisch stets noch einen Kaffee türkischer Art serviert. Alles wird von Ivas Frau auf einem alten Herd in einer kleinen Küche mit niedrigen Decken und ohne Wasseranschluss zubereitet. Der Abwasch wird unter freiem Himmel in Schüsseln erledigt. Wir sind tief beeindruckt von der einfachen und glücklichen Lebensweise und bewegt von der Gastfreundschaft, die uns zuteil wird.

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Weinpresse aus dem osmanischen Reich

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Wir sind zu Zeit der Weinernte in Divici. Der Weingarten der Familie befindet sich etwas außerhalb des Dorfes am Ufer der Donau. Die Weinreben werden in einer über 100-Jahre alten Weinmühle, die noch aus dem osmanischen Reich stammt, zu Maische verarbeitet. Iva zeigt uns stolz seine alten Weinfässer. Den Wein verkauft er, wie auch seinen Schnaps an Stammkunden und einige Restaurants in Timisoara. Er präsentiert uns auch seine Distille, die ihm ein Roma vor Jahren vor Ort geschmiedet hat.

Am Abend gehen wir zusammen mit Alexandru und seinem Cousin in die Dorfkneipe. Caro ist die einzige Frau unter den Männern des Dorfes und wird als einzige nicht mit Handschlag begrüßt. Alexandru und sein Cousin erzählen uns von den großen Unterschieden in Lebensstil umd -standard zwischen Land und Stadt in Rumänien, von Korruption im gesamten Bildungssystem, an der sich nur langsam was ändert. Dass sich seit dem EU-Betritt einiges entwickelt hat, viele Rumänen aufgrund viel besserer Verdienstmöglichkeiten aber nach Deutschland, Frankreich oder Italien abwandern und so ganze Dörfer, wie auch Divici, weitestgehend verlassen sind. Nur die Alten bleiben zurück. Von ausländischen Supermarktketten, die die lokalen Strukturen weitestgehend zerstört haben…

Am nächsten Morgen helfen wir noch bei der Maisernte mit. Auf dem Weg zum Feld nehmen auf dem Anhänger von Ivas Einachser Platz.

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Anschließend nehmen wir wehmütig Abschied. Ivas Frau hat frischen, unglaublich leckeren Apfelkuchen gebacken, damit wir Kraft zum Pedallieren haben. Noch einen letzten Schaps und schon sitzen wir wieder auf unseren Rädern.

Wir folgen der Donau weiter ins Eiserne Tor. Das Radeln fällt uns an dem Tag besonders schwer und so freuen wir uns sehr, dass wir Jana und Felix treffen. Die beiden kommen aus Hamburg, sind auch für ein Jahr auf Reisen und folgen der Donau von Quelle bis Mündung ins Schwarze Meer. Hier ist der Link zu ihrem Blog: xilaew.eu

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Wir beschließen ein Stück des Weges gemeinsam zu fahren und finden abends einen schönen Zeltplatz am Donauufer. Wir sitzen noch lange am Lagerfeuer und tauschen uns über unseren bisherigen Reiseerfahrungen aus.

Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, fängt es an zu regnen und hört auch für die nächsten 3 Tage nicht mehr auf. Auch wenn die Nässe von allen Seiten kommt, ist es dennoch sehr eindrucksvoll zu sehen, wie die Donau ihren Weg durch die Karpaten findet, mal bis zu 5km breit als Stausee und dann wieder nur 200m eng ist. Wir machen halt an der Gesichtsskulptur des Decebalus, angeblich höchste Felsskulptur Europas mit 40m, sehr imposant.

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Völlig druchnässt kommen wir schließlich bei Einbruch der Dunkelheit in Orşova, das sich kurz vor der Staumauer befindet, an. Wir kommen in einem Hostel unter und hoffen auf besseres Wetter. Am nächsten Morgen legt der Regen aber nochmal zu, so dass wir an dem Tag nur die Staumauer und damit auch die Grenze nach Serbien überqueren und im nächsten serbischen Ort bereits das nächste Nachtlager beziehen.

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Serbische Grenze am eisernen Tor

Schönes Budapest und Hundeattacke mit Folgen

Wir genießen die Tage in Budapest sehr. Über Airbnb haben wir ein gemütliches Apartment in einer ruhigen Straße im Zentrum von Budapest gefunden, direkt an der alten Stadtmauer. Von der Dachterasse des Hauses kann man einen guten Blick über die Stadt. Nach den herbstlichen Temperaturen in der Tatra wird es noch einmal sommerlich warm.

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Blick auf die alte Stadtmauer aus unserem Küchenfenster

Wir verbringen die Zeit mit dem, was Ungarn auszeichnet: kulinarischen Genüssen und Heilbaden. Von Fabi und Yuriy, die Budapest kurz vorher besucht haben, und unserer Vermieterin Emese bekommen wir viele gute Tipps. Wir baden in der im Jugendstil erbauten Gellért-Therme, probieren uns durch 6 kreative Gänge im Restaurant Olimpia, schlendern durch die Straßen, vergessen dabei aber nicht das süße Nichtstun.

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Besonders gut gefällt uns der am Sonntagmorgen stattfindende Bauernmarkt im Szimpla Kert, einer Ruinenkneipe im alten jüdischen Viertel Budapests. Eine hervorragende Auswahl an frischem Obst und Gemüse, Käse und Brot!

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Im Szimpla Kert
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Paprika-Land
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Krautsalat für Christoph
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Die Ausbeute
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Christoph zaubert aus den Einkäufen selbstgemachte Tortellini. Sehr lecker!

Unsere Zeit in Budapest geht viel zu schnell vorüber. Wir radeln weiter gen Süden, aber obwohl wir gut erholt sind kommen wir nicht recht voran. Wir schaffen lediglich 40-50km pro Tag und sind erst nach zwei Etappen in Kecskemét.

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Synagoge in Kecskemét

Um wieder in Fahrt zu kommen planen wir die ca. 90km nach Szeged im Süden Ungarns an einem Tag zu überbrücken. Aber schon 15km nach dem Start passiert das Unglück. Wir passieren ein Dorf, in dem uns aus den Vorgärten besonders viele Hunde anbellen. Beim Verlassen des Dorfes biegen wir gerade auf eine sandige Schotterpiste ab, als aus einer Seitenstraße 3 extrem aggressive Hunde schießen und die Verfolgung aufnehmen. Unser erster Gedanke ist Flucht. Wir beschleunigen, die Hunde sind natürlich schneller und als sie uns fast erreicht haben, verkantet sich Caros Vorderrad in einem Sandloch und es kommt bei ca. 25km/h zum Sturz, Kopf voran. Die Hunde bleiben verdutzt stehen und verziehen sich. Wir radeln langsam nach Kecskemét zurück und werden im örtlichen Krankenhaus vorstellig. Gebrochen ist zum Glück nichts, die Diagnose lautet Schädelprellung und Nackenzerrung.

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Skizze des Unfallhergangs by Christoph

An ein Weiterfahren ist nicht zu denken und wir mieten uns für 2 Tage in ein Hotel ein. Wir lesen uns in Hundepsychologie ein und merken schnell, dass wir uns komplett falsch verhalten haben. Langsamer werden und ggfs. anhalten anstatt zu flüchten wäre die Devise gewesen. Dennoch sitzt der Schock erstmal tief, auch weil wir eigentlich erst ab Rumänien mit Hundeproblemen gerechnet hatten. Christoph besorgt Pefferspray auf dem Schwarzmarkt bei einem Supermarkt-Sicherheitsmann.

Auch am dritten Tag hat Caro noch starke Schmerzen und die wenigen Kilometer zum Bahnhof Kecskemet sind eine ziemliche Qual. Wir nehmen den Zug mit dem Namen „Paprika-Express“ (kein Scherz) nach Szeged und machen hier nochmal 3 Nächte. Absolute Entspannung steht auf dem Plan. Mit täglichen Wannenbädern und Saunabesuchen geht es wieder bergauf. Darüber hinaus gibt es sehr viel Trosteis in Szegeds bester Eisdiele. Wir probieren uns einmal durch alle Sorten.

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Roomservice

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Caros Lieblingssorte: Lavendel
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Christophs Lieblingssorte: Sizilianische Pistazie

Schließlich machen wir uns weiter auf den Weg nach Timisoara in Rumänien. Wir planen den Großteil der Strecke mit dem Zug zu überbrücken. Da es keinen Zug über die Grenze gibt, fahren wir die ca. 55km bis zum nächsten Bahnhof auf rumänischer Seite in Sânnicolau Mare mit dem Rad. Caro geht es schon viel besser. Und so kommen wir bereits einige Stunden vor Abfahrt am Bahnhof an.

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Gemüsestände auf dem Weg zur Grenze

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Kurz vor der rumänischen Grenze

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Ja die weißen Punkte in den Gleisen sind Hühner

Die Zugfahrt ist ein echtes Erlebnis. Zunächst müssen die vollbepackten Räder ca. 1m hoch in das große Gepäckabteil gehoben werden. Der sehr nette Zugführer hilft tatkräftig mit. Als sich die alte Diesellok schließlich in Gang setzt, finden wir uns in einem stark schunkelnden, mit offenen Türen fahrenden Zug wieder, der mit einer Maximalgeschwindigkeit von 45km/h gen Timisoara über zugewucherte Gleise fährt.
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Begenungen bei voller Fahrt

In Timisoara haben wir für 2 Nächte eine Unterkunft gebucht. Der Vermieter Alexandru ist im Urlaub und so empfängt uns sein Großvater Iva sehr herzlich mit türkischem Kaffee und selbstgebranntem Pflaumenschnaps.

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"Schaps Naturale"

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Wien – Budapest

Es folgt ein Gastbeitrag von Tim, der uns auf dieser Strecke begleitet hat:

3 Länder, 3 Hauptstädte, ein mir unbekanntes Gebirge und die Möglichkeit meine Freunde ein Stück auf ihrer Reise zu begleiten, das waren die ausschlaggebenden Argumente die Fahrt nach Wien zu buchen. Da ich für eine Radreise nicht so gut ausgestattet bin wie die beiden Kopiloten, musste ich mir aus allen Ecken mein Equipment zusammensuchen. Vielen Dank an alle, die mir ihre Sachen zur Verfügung gestellt haben. Von Siegen aus ging es dann über Köln mit dem Nachtzug nach Wien.

Tag 1

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht habe ich mich dann durch die Gassen Wiens zum gemeinsamen Treffpunkt auf der Donauinsel gekämpft. Von dort aus startete unsere gemeinsame knapp zweiwöchige Reise durch die Slowakei nach Ungarn.
Am ersten Reisetag ging es bei hochsommerlichen Temperaturen über den Donauradweg knapp 75 km nach Bratislava. Dieser Abschnitt des Donauradweges gehört wohl zu den unattraktiveren Abschnitten. Der Weg führte zum größten Teil über einen Hochwasserdamm, der gefühlt 30km geradeaus ging. Der Ausblick beschränkte sich dabei auf Bäume rechts und links neben dem Weg. Die Donau bekam man erst wieder 20 km vor Bratislava zu sehen. 10 km vor Bratislava passierten wir dann die Grenze zur Slowakei. Gegen 16 Uhr checkten wir in unsere Pension ein. Den weiteren Tag verbrachten wir mit ein wenig Sightseeing und einem gutem slowakischen Abendessen. Die Preise in der Slowakei kamen meinem knappen Studentenbudget sehr entgegen. Für noch nicht einmal 10 € p.P. in einer europäischen Hauptstadt essen zu gehen und dabei noch ein schön süffiges Bier zu trinken, das hat schon was.

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Der spannende Donauradweg

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Grenzübertritt zur Slowakei

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Blick auf Bratislava und die Donau

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Tag 2

Aufgrund von Zahnschmerzen des Kopiloten stand als erstes ein Zahnarztbesuch auf dem Programm. Nachdem wir dann feststellen mussten, dass slowakischer Nationalfeiertag war, ging es auf die Suche nach dem Notdienst. Fündig wurden wir dann in einer etwas dunkleren Ecke Bratislavas. Vertrauenswürdig sieht anders aus. Trotz Verständigungsproblemen konnte dem Kopiloten geholfen werden. Allerdings stellte dies nur eine Notversorgung dar und so beschlossen wir einen weiteren Tag in Bratislava zu verweilen, um am nächsten Tag einen Zahnarzt aufzusuchen, der der englischen Sprache mächtig war. Wir verbrachten den Nachmittag auf einem Zeltplatz an einem See in Bratislava. Da Nationalfeiertag war, war der See sehr gut besucht und die dort installierte Wakeboardanlage stark frequentiert. Es war schon interessant zu sehen, wie manche Leute über eine Stunde im Kreis fahren können.

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Wer will hier nicht zum Zahnarzt?

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Chillen am See

Tag 3

Am dritten Tag suchten wir dann einen internationalen Zahnarzt im Businessviertel von Bratislava auf. Die Diagnose lautete Zahnfleischentzündung am Weisheitszahn. Die Notversorgung den Tag zuvor hatte aber gute Arbeit geleistet und somit konnte die Reise mit einer Flasche Mundspülung fortgesetzt werden. Unser Weg führte uns über eine flache Etappe durch viele kleine Dörfer in Richtung Osten. Diese Region des Landes wird intensiv landwirtschaftlich genutzt und so fuhren wir an endlosen Kilometern Mais-, Korn- und Sonnenblumenfeldern vorbei. Gegen Abend entschlossen wir unsere Zelte auf einem schon gerodeten Kornfeld zwischen einer Bundesstraße und einer Bahntrasse aufzustellen. Die Bahntrasse wurde leider mehr genutzt als erwartet und so wurde man so manches mal von vorbeifahrenden Zügen geweckt.

Tag 4

Morgens wurden wir schon früh von den Zügen und arbeitenden Landmaschinen geweckt. Unsere Zelte wurden von den Bauern zwar gesehen, aber gestört hat es keinen. Wildzelten ist in der Slowakei zwar auch verboten, aber wenn man nicht gerade in einem Nationalpark sein Zelt aufschlägt, stört es niemanden. An diesem Tag hatten wir das Ziel die ersten Ausläufer der Karpaten zu erreichen und somit lagen ca. 75 km vor uns. Das Fahren war sehr angenehm, da das Wetter immer noch ziemlich gut und warm war. Nach ca. 30 km wurde die Landschaft hügeliger und sofort ging mein Siegerländer Herz auf. Das Flachland ist nicht so meins und für einen schönen Ausblick fahre ich gerne mal ein paar Meter hoch. In einem Park in einem schönen kleinen Dorf haben wir eine ausgedehnte Mittagspause verbracht, um Kraft für die folgenden Kilometer zu schöpfen. Auffällig waren auf dieser Tagesettape die vielen Hühnermastanlagen aus alten Sowjetzeiten. Die Anlagen sind mittlerweile zum größten Teil verfallen und werden nur noch teilweise genutzt. Aufgrund der schlechten Erfahrungen vom Vortag entschieden wir uns diesmal den Platz zum Wildzelten ein wenig besser zu planen. Wir fuhren an den Rand eines Waldstückes und stellten unsere Zelte auf einem Feld auf. Von dort aus hatten wir einen traumhaften Blick auf die ersten Hügel der Karpaten. Ich saß noch lange mit dem Kopiloten auf ein paar Bier und Cider vor dem Zelt und habe den Moment genossen und auf mich wirken lassen.

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Ein Hügel, Tims Siegerländer Herz geht auf
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Sieht man leider öffter
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Einer der besten wilden Plätze bisher

Tag 5

An diesem Tag klingelte der Wecker ziemlich früh, da wir uns zum einem einen schönen Sonnenaufgang erhofft hatten und zum anderen eine 90 km Etappe nach Banská Bystrica vor uns lag. Der Sonnenaufgang blieb uns aufgrund starker Bewölkung leider verwehrt, aber die ersten Morgenstunden waren auch so beeindruckend. Nach kurzer Zeit befanden wir uns dann in den Karpaten. Über Nebenstraßen ging es das Tal des Hron hinauf. Mittagspause machten wir in einem slowakischen Restaurant in der Nähe der Autobahn. Dort probierte jeder von uns ein anderes Tagesmenü, ohne wirklich zu wissen was uns erwartet, da die Karte nur auf Slowakisch war und auch die Bedienungen so gut wie kein Englisch verstanden. Im Nachhinein war keiner von seiner Bestellung enttäuscht und der erste gute Eindruck der slowakischen Küche wurde bestätigt. Die nächsten Kilometer gingen durch eine immer schöner werdende Landschaft. Kurz vor Zvolen konnten dann auch die ersten Gipfel mit über 2000 m erspäht werden. Nach zwei Tagen ohne Dusche entschlossen wir uns an diesem Tag für eine Wohnung in einem Plattenbau über booking.com. Die Wohnung wusste durchaus zu überzeugen und nach einer heißen Dusche fiel man abends erschöpft ins Bett.

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Leider bewölkt beim Sonnenaufgang

Tag 6

Nach der 90 km Etappe vom Vortag waren die Beine bei allen noch ganz schön schwer. Bevor es allerdings den wohl verdienten Ruhetag gab, waren noch 55 km bis nach Brezno zu absolvieren. Der Versuch über Radwege zu fahren, scheiterte schon nach wenigen Kilometern an einem im Nichts endenden Weg. Somit ging es wieder auf Nebenstraßen das Tal weiter hinauf. An einer Stelle mussten wir sogar ein kleines Stück über die slowakische Autobahn fahren, was aber auch problemlos gemeistert wurde. Mittagsessen gab es diesen Tag wieder an einem Restaurant an einer Schnellstraße. Das Restaurant war komplett aus Holz gefertigt und die laute slowakische Volksmusik rundete das harmonische Bild ab. Auch vom Essen wurde man hier wieder nicht enttäuscht. Unser heutiges Ziel war ein Campingplatz in Rohozná bei Brezno, auf dem wir unseren Ruhetag verbringen wollten. Der Campingplatz wird von einem holländischen Pärchen geführt, welches der stressigen westlichen Arbeitswelt entflohen ist. Neben dem Campingplatz verdienen die beiden ihr Geld durch den Verkauf von selbstgemachtem Likör und Schafsfellen. Der Campingplatz war liebevoll eingerichtet. Neben einem Pool, der gestaltet war wie ein Teich, gab es noch eine Hängematte und eine Feuerstelle. Uns kam besonders entgegen, dass es im Wohnhaus eine Küchenzeile und Sitzecke gab, die wir mitnutzen konnten. Die Temperaturen sind an diesem Tag extrem gefallen, was ein Kochen im Freien nicht sehr angenehm gemacht hätte. In der Nacht bekam man in den Zelten noch Besuch von den am Platz lebenden Katzen. Für diese war es anscheinend ein großes Vergnügen auf unseren Innenzelten zu turnen.

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Slowakische Käseplatte

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Mahlzeit
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Der liebevoll eingerichtete Campingplatz
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Mit etwas anhänglichen Katzenkindern

Tag 7

Ruhetag! Mehr gibt es eigentlich zu dem Tag nicht zu sagen. Jeder entspannte so, wie er wollte. Die Kopilotin half der Frau des Hauses bei der Herstellung eines Zwetschgenlikörs, der Kopilot beschäftigte sich mit der Elektronik und ich mich mit Holzspalten. Am Nachmittag ging es dann gemeinsam eine kleine Anhöhe hinauf, von der man einen traumhaften Blick auf die Landschaft hatte. Die Karpaten sind ein Gebirge, von dem ich vor dieser Reise so gut wie keine Vorstellung hatte. Die riesigen wilden Laubwälder wissen aber durchaus zu überzeugen. Kein Wunder, dass es hier wildlebende Bären und Wölfe gibt. Der Wald wird hier deutlich weniger bewirtschaftet und es gibt Gebiete, in die nur selten ein Mensch einen Fuß hinein setzt. Von den Bären haben wir übrigens nicht viel mitbekommen. Uns wurde zwar bestätigt, dass in den umliegenden Bergen drei Braunbären leben, doch selbst der seit neun Jahren in Rohozná lebenden Besitzer des Campingplatzes hat diese noch nie zu Gesicht bekommen. Den Abend ließen wir dann am Lagerfeuer ausklingen.

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Likörproduktion

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Das Ergebnis
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Weite Täler und Hohe Berge
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Der Regenbogen
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Stimmt uns glücklich

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Hier regnet es sehr lokal...

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Tag 8

Da wir in der ersten Woche der Tour schon sehr viele Kilometer gemacht hatten und wir somit einen gewissen Puffer bis Budapest hatten, beschlossen wir einen weiteren Tag auf dem Campingplatz zu verbringen. Neben uns waren nicht sehr viele Menschen auf dem Platz. Die meisten anderen Gäste kamen aus den Niederlanden und ein paar wenige aus der Slowakei. Den zweiten Tag verbrachten wir genauso entspannt wie den ersten mit viel Nichtstun und einer kleinen Wanderung (Kommentar: mit Schlangenerlebnis). Am Abend war der Himmel extrem klar und man hat einen umwerfenden Sternenhimmel zu sehen bekommen. Ich konnte den beiden Koplioten erst nicht glauben, als sie mir erzählt haben man würde die Milchstraße sehen, aber die beiden haben wohl Recht behalten. Bei dem klaren Himmel war die Nacht dann auch dementsprechend kalt und auf den Höhen fielen die Temperaturen unter 0 Grad.

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Begegnungen in den Karpaten

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Nichtstun
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Und rumhängen
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Herbstliches Licht auf dem Weg zum Abendessen

Tag 9

In den letzten beiden Tagen hatten wir genug Energie getankt und so fühlten wir uns fit um den Hochpunkt dieses Tourabschnittes in Angriff zu nehmen. Der Weg führte über eine Passstraße die am höchsten Punkt ca. 1030 m ü.N.N. lag. Die Straße ging dabei fast die ganze Zeit durch ein riesiges Waldgebiet und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Oben angekommen sind wir noch zu einem Aussichtspunkt gefahren und haben den Blick auf die höheren Karpaten genossen. Die Abfahrt führte uns über eine kleine Nebenstraße durch ein enges Tal in Richtung Kokava. Schon auf der ganzen Fahrt fanden Hunde uns Radreisenden so interessant, dass sie bellend zum Zaun gerannt sind. Bei der Abfahrt sind wir aber durch ein so abgelegenes Tal gefahren, dass es keine Zäune mehr um die Häuser gab und so kam es, dass wir zweimal vor Hunden flüchten mussten. Meine roten Turnschuhe waren für die Hunde dabei wohl besonders reizvoll. Nach ca. 55km haben wir dann Kokava erreicht. Dort entschieden wir uns aufgrund der schon späteren Uhrzeit eine Pension zu nehmen. Für 11 € p.P. bekamen wir ein großes Zimmer über einer Pizzeria, in der wir vorher auch zu Abend gegessen hatten.

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Aufgrund eines Akkuproblems das einzige Foto vom Gipfel

Tag 10

Dieser Tag startete schon ziemlich früh, da wir am Abend noch einmal wildzelten und wir keinen Stress bei der Suche nach einem geeignetem Platz haben wollten. Nach einem Frühstück im Pensionszimmer inklusive Eier und Kaffee kochen ging es dann um 9 Uhr auf die Räder. Schon nach kurzer Zeit verließen wir die höheren Täler der Karparten und das Tal öffnete sich zu einer leicht hügeligen Landschaft. Über die überraschend schöne Stadt Lučenec ging es dann auf ziemlich direkten Weg nach Süden. Gegen Mittag erreichten wir dann den Grenzübergang nach Magyarország. Nach ca. 75 Tageskilometern machten wir uns am frühen Nachmittag auf die Suche nach einem Platz zum Wildzelten. Über eine Kuhweide ging es auf eine Anhöhe, auf der wir unsere Zelte aufgeschlagen haben. Abends haben wir dann noch ein kleines Lagerfeuer gemacht und auf den wieder sehr klaren Sternenhimmel geschaut. Die Milchstraße war deutlich zu erkennen und ich hatte noch das Glück eine Sternschnuppe zu sehen.

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Wieder in Ungarn
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Wieder ein guter Platz
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Draußen ist es immer schön....
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Erste Dunkelfotoexperimente
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Und da ist die Sternschnuppe! (Unten links ein Flugzeug)

Tag 11

Auf den ersten Kilometern dieser Etappe fielen die vielen Stände am Straßenrand auf, an denen selbstangebaute Paprika, Kürbisse und Knoblauch verkauft wurden. Generell ist dieser Teil Ungarns wohl sehr von der Landwirtschaft geprägt. Größere Industrieunternehmen waren zumindest auf unsere Route nicht auszumachen. Gegen Mittag machten wir uns auf die Suche nach einer Lokalität, um etwas Warmes zu essen. Fündig wurden wir im Garten eines älteren Paares, das dort Pizza, Eis und Kaffee verkaufte. Die beiden haben sich bei der Zubereitung wirklich Mühe gegeben und die Zutaten kamen zum größten Teil aus dem heimischen Garten. Geschmacklich war die Pizza auch top und so ging es gut gestärkt zurück auf die Fahrräder. Beim Essen entschieden wir uns dafür den Abend in einer Pension 40 km vor Budapest zu verbringen. Bis zu dieser Pension hatten wir noch eine Strecke von über 40 km vor uns, die sich bei schlechter werdendem Wetter ganz schön gezogen haben.

Tag 12

Die letzten 40 km nach Budapest waren aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens nicht gerade angenehm zu fahren. Aber gegen halb 1 Uhr erreichten wir dann unversehrt unsere Wohnung in Budapest. Da die beiden Kopiloten ein paar Tage in Budapest bleiben wollten, haben sie sich über Airbnb eine schöne Wohnung direkt in der Budapester Altstadt gegönnt. Leider war das Wetter an diesem Tag etwas verregnet und so wurde der Stadtbummel nach kurzer Zeit abgebrochen. Schade, ich hätte die Stadt gerne bei gutem Wetter gesehen aber am nächsten Tag stand leider schon meine Rückfahrt nach Siegen an.

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Budapest bei leider schlechtem Wetter

Tag 13

Mit einem etwas mulmigen Gefühl habe ich mich an diesem Morgen auf den Weg zum Bahnhof Budapest-Keleti gemacht. In den Tagen zuvor habe ich viele Berichte über die Zustände am Bahnhof gelesen und war mir über die Brisanz bewusst. Vor dem Bahnhofsgebäude befindet sich ein größerer Platz, von dem man in die unterirdisch liegende Metrostation schauen kann. Dort lagen hunderte von Menschen teilweise ohne Schlafsack auf blankem Beton. Vereinzelt waren Stände von Hilfsorganisationen auszumachen, die die Flüchtlinge zumindest mit dem Notwendigsten versorgten. Der oberirdische Zugang zum Bahnhof war bis auf eine Tür verschlossen. An dieser Tür standen 5 Polizeibeamte, die darüber entschieden, wer das Bahnhofsgebäude betreten durfte und wer nicht. Ich wurde ohne Vorzeigen einer Fahrkarte oder eines Ausweises in den Bahnhof gelassen. Im Gebäude führten Treppen hinunter zur Metrostation. Der Zugang war über Gitter verschlossen und dahinter standen hunderte von Menschen und versuchten in den Bahnhof und zu den dort wartenden Zügen zu gelangen. Ein Tor war geöffnet und in Kleingruppen wurden Flüchtlinge zu den Gleisen gelassen, wo Sonderzüge zur ungarisch-österreichischen Grenze bereitstanden. Der Druck, der durch die Menschenmassen auf diesen kleinen Zugang ausgeübt wurde, muss enorm gewesen sein. Man hörte in der ganzen Bahnhofshalle die Schreie der Menschen. Wer sich solche Strapazen antut und dafür seine Heimat verlässt, wird dies nicht ohne Grund tun. Diesen Leuten muss geholfen werden, anstatt darüber zu reden, wie man besser die europäischen Außengrenzen dicht macht. REFUGEES WELCOME!
Für mich ging es dann mit dem EC nach Dresden. Knapp 10 h durch Ungarn, Slowakei und Tschechien. Nach 17,5 h Fahrt erreichte ich dann total erschöpft den Siegener Bahnhof.

Die 13 Tage vergingen wie im Fluge und ich beneide die beiden Kopiloten, dass sie diese Art zu reisen ein Jahr lang praktizieren. Durch das langsame Reisen bekommt man sehr viele Eindrücke von einem Land und lernt auch viele Menschen kennen. Es war schön nochmal knapp 2 Wochen mit den beiden zu verbringen.

Wir sind in Budapest!

Etappe 2 abgeschlossen!

Am Freitag sind wir mit Tim in Budapest eingerollt. Über 600km sind wir gemeinsam gefahren. Total sind es jetzt schon 1700Km.

In den nächsten Tagen folgt ein ausführlicher Gastbeitrag von Tim zu unserer Fahrt durch Österreich, die Slowakei und Ungarn.

Wir relaxen derweil ein bisschen in Budapest.

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Hévíz -Wien

Nach dem entspannten Aufenthalt in Hévíz geht es weiter Richtung Wien. Das ist unser nächstes Ziel. Wir wissen gar nicht so recht, was wir hier in Westumgarn sehen wollen. Die Zeit bis Wien ist üppig. Also beschließen wir erstmal am Plattensee längs zu fahren, bis es uns nicht mehr gefällt. Das geht leider recht schnell. Der Plattensee ist touristisch stark genutzt und der Radweg darum nicht so schön wie erhofft. Den See sieht man kaum, der Belag ist mies und es ist viel Radverkehr. Also beschließen wir schon am ersten Nachmittag den Plattensee nach Norden zu verlassen. Hier wird es schnell weniger bis gar nicht touristisch, die Landschaft ist aber gar nicht schlecht. Wir radeln durch Weinberge. Kurz nach Tapolca schlagen wir am ungarischen Acker unser Zelt auf.

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Am nächsten Morgen gehts weiter. Die Frage ist nur wohin, es sind ca 200km bis Wien, aber wir wollen erst in 5 Tagen da sein. Dann entdecke ich Sarvar auf der Karte, hier gibts es eine heiße Quelle. Diese wird – wie in Ungarn üblich – vollständig genutzt. Es gibt ein riesiges Schwimmbad, so groß wie ein kleiner Freizeitpark, und darum noch eine Handvoll Wellnesshotels. Wir lassen uns auf dem Campingplatz nieder. Hier verbringen wir drei Nächte und zwei Tage mit Nichtstun. Der Ungare würde es Heilkur nennen.

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Restlos entspannt fahren wir dann weiter nach Wien. Alternativlos geht es den halben Tag entlang einer großen Landstraße, auf der laut Beschilderung Radfahren genauso wie das Fahren von Eselskarren nicht gestattet ist. Nachmittags wird es in der Gegend und um den Neusiedlersee deutlich schöner. Wir probieren heimlich ein paar Trauben in den Weinbergen und kaufen uns später an einem kleinen Stand an der Straße einen ganzen Bund. Sehr lecker!

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Am Neusiedlersee campieren wir, den See selbst sehen wir kaum. Aber sehr viele Störche. Am nächsten Morgen fahren wir übers Leithaargebirge Richtung Wien. Oben besteigen wir noch die Franz-Josef-Warte auf 443m, man sieht den See und man sieht Wien. Für gute Fotos ist es aber zu diesig. Mit Rückenwind gehts ab nach Wien, wir fahren 50km in 2 Stunden, das ist mit dem Gepäck für uns Rekord.

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In Wien treffen wir unseren Freund Marcus, den wir als Betreuer von Christophs Bachelorarbeit kennengelernt haben. Marcus ist leidenschaftlicher Couchsurfer, und so surfen wir für dieses lange Wochenende auf seiner Couch. Danke nochmal für deine Gastfreundschaft!

Marcus kennt Wien wie kein Zweiter und so bekommen wir am Wochenende einiges zu sehen. Schwimmen an der Donauinsel und im schönsten Freibad Wiens. Und den guten Ausblick vom Leopoldsberg. Weiterhin genießen wir bei Marcus die hervorragenden Mehlspeisen Österreichs.

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Schön wars in Wien. Zwei Sachen sind noch passiert, die nicht so schön sind:

Christoph hat Zahnschmerzen bekommen und sich in Wien am hinteren linken Backenzahn eine Karies entfernen lassen. Naja die Karies war etwas nah an der Wurzel und der Zahnarzt meint „entweder explodiert der Zahn in den nächsten Tagen oder Sie haben Glück“.

Caro, die eine ausgeprägte Schlangenphobie hat, macht die ersten Begegnungen mit Schlangen. Während Marcus und Christoph in der Donau schwimmen, wartet Caro am Ufer, nur nicht allein. Nach ein paar Minuten klopft eine Schlange an, die sich halb um die Wade wickelt. Da eine Schlange selten allein kommt, sehen wir an beiden folgenden Tagen wieder Schlangen….

Besuch bei Fabi und Yuriy in Hévíz und Neuigkeiten auf zweirad.es

Wir freuen uns sehr auf ein paar entspannte Tage mit Fabi und Yuriy und werden sehr herzlich empfangen. Das schöne und gemütliche Ferienhaus in Hévíz ist Teil eines Hofs, zu dem zwei weitere Häuser, ein Weingarten und viele Obstbäume gehören. Einen Weinkeller mit selbstgemachtem Wein gibt es auch. Ein kleines Paradies!

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Nach der fröhlichen Begrüßung laufen wir gleich zum berühmten Hévízer Heilsee, dem größten natürlichen Thermalsee weltweit. Wir tümpeln bis zum Badeschluss in bunten Schwimmringen im warmen Wasser und entspannen. Danach geht’s weiter zum Weinfest, auf dem wir ungarische Spezialitäten verspeisen.

Die nächsten beiden Tage lassen wir die Seele baumeln, radeln ins nahegelegene Keszthely am Plattensee, trinken leckeren Wein… am letzten Abend veranstalten wir ein kleines Grillfest und Yuriy bereitet seinen leckeren Gurkensalat zu.

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Der Abschied am nächsten Morgen kommt viel zu schnell. Fabi und Yuriy reisen weiter nach Budapest. Wir radeln in Richtung Balaton.

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Wir haben die Zeit mit euch sehr genossen und werden euch vermissen!

PS. Fabi und Yuriy begleiten unsere Reise kreativ auf zweirad.es. Es sind neue Motive zu unserem Alpenabenteuer und zu unserem Besuch in Hévíz online!